
Warum sind die Kinder nach zehn mal Unterricht bei Euch noch keine Profis? Oder auch: Warum Reiten lernen ein ganzes Leben dauert!
Bei anderen Sportarten können wir von immer den selben, gleichbleibenden Sportgeräten und Bewegungen ausgehen. Zum Beispiel der Aufschlag beim Tennis. Der Ball und der Schläger sind immer der selbe und die Technik, die ich dafür brauche, erlerne ich, wiederhole sie und werde dadurch immer besser, da sich an den umliegenden Gegebenheiten nichts ändert.
Auch beim Teamsport kann ich meinen menschlichen Teampartner nach und nach einschätzen. Wir sind zwar zwei Individuen, aber wir machen den selben Sport und üben die selben Übungen, die an den Sportgeräten auch immer identisch sind.
Das Pferd ist ein Fluchttier und eigentlich nicht zum Reiten auf die Welt gefallen. Es hat zunächst kein intrinsisches Denken, das mit mir eigenständig die Übungen übt (und üben will) und dazu bewegt es sich selbst ganz anders, als ich. Viele Bewegungen unterscheiden sich bei Reiter und Pferd. Der eine bewegt sich viel, während der andere versucht, möglichst wenig zu tun. Die Bewegungen sind für das Gehirn so vielfältig, da sie in mannigfaltiger Anzahl mit dem Pferd entstehen. Und wenn ich auf einem anderen Pferd sitze, kommen unzählige neue Bewegungen dazu, die mein Körper erst einmal bewältigen muss. Von den emotionalen und energetischen Verhältnissen ganz zu schweigen.
Reiten ist schwer und so anspruchsvoll, dass es lange dauert und viele Wiederholungen braucht. Zudem haben auch Kinder Entwicklungsphasen, in denen Körper und Hirn mehr oder weniger gut lernen können. Besser werden, können wir bei einer so umfangreichen Sportart nur, mit viel Übung und ganz viel Regelmäßigkeit.
Deshalb machen wir in unserer Ponyschule keine großen, unverhältnismäßigen Leistungssprünge. Wir möchten weder die Kinder noch die Pferde überfordern und nehmen uns Zeit, wie für alles, was mit Pferden zu tun hast: Es dauert so lange, wie es dauert!